Buch Review Jessie Burtons „Die Magie der kleinen Dinge“ – History meets Mystery

Jessie Burtons „Die Magie der kleinen Dinge

Autor: Jessie Burton
Titel: Die Magie der kleinen Dinge
Seiten: 480
Erscheinungsdatum: 16.03.2015
Sprache: deutsch
ISBN: 9783809026471 (Hardcover Rezensionsexemplar)
Originaltitel: The Miniaturist
Amazon-Link: Die Magie der kleinen Dinge

 

********************

„Eine seltsame Welt“, erwidert er. „In der Menschen einander versichern müssen, dass sie noch leben. Wir wissen, dass das hier nicht Rezeki ist, und dennoch fühlen wir das Gegenteil. So erzeugt ein greifbarer Gegenstand eine formlose Erinnerung. Wenn es doch nur umgekehrt wäre, damit unser Verstand alles heraufbeschwören könnte, was wir wollen.“

„…Sie geht noch weiter und stellt sich Johannes ohne Kleider vor. Das Ding, das er unter dem Tisch hat. Ihre Mutter hat ihr beschrieben, was eine Ehefrau erwartet – ein Schmerzenspfahl, der sich in sie bohrt, die Hoffnung, dass es nicht zu lange dauert, und die Feuchtigkeit, die ihr zwischen den Beinen hinausrennt. Allerdings gibt es in Assendelft genug Schafe und Widder, sodass sie genau weiß, wie es sich abspielt. „So eine Ehefrau will ich nicht sein“. hat sie zu ihrer Mutter gesagt. „Es gibt keine andere“, lautete die Antwort.“

Klappentext:

Wenn der Schein trügt, muss man zweimal hinsehen

Die junge Nella wird mit dem Amsterdamer Handelsmann Johannes Brandt verheiratet. Als sie sein herrschaftliches Haus an der Herengracht zum ersten Mal betritt, schlägt ihr kalte Abneigung von Seiten ihrer neuen Familie entgegen. Nur das Hochzeitsgeschenk spendet ihr Trost: ein Puppenhaus, das eine exakte Nachbildung ihres neuen Zuhauses ist. Doch bald werden Nella mysteriöse kleine Nachbildungen ihrer neuen Familienmitglieder geschickt – und Hinweise auf das, was diese verbergen. Nella beginnt zu ahnen, dass sich hinter der perfekten Fassade der Brandts tiefe Abgründe verbergen – und Geheimnisse, die sie alle in ihren Sog ziehen werden …

(deutsche Ausgabe „Die Magie der kleinen Dinge“ Limes Verlag)

Kritik:

Cover: Ein Fenster, davor ein Stuhl und ein Käfig. Durch das Fenster guckt eine Frau. Eindeutig viel größer als das Fenster selbst. Sie guckt also in ein Puppenhaus. Sehr passend. Gleichzeitig sieht man am Stil des Stuhls und der Tapete, dass das Buch in der Vergangenheit spielt. Sehr passendes und hübsches Cover. Ich mag es, wenn Cover auch den Inhalt wiederspiegeln.

Eindrücke/Inhalt: Ein historischer Roman gepaart mit Mysteryelementen und natürlich ein Familiendrama. Der historische Aspekt des Buches war etwas schwierig für mich. Das liegt aber daran, dass mir Bücher aus „einer anderen Zeit“ einfach nicht so liegen. Die Geschichte um Nella und ihre neue Familie entwickelt sich nur langsam. Richtig gefesselt hat sie mich erst mit der Hälfte des Buches. Dennoch war sie spannend. Das besondere ist, dass es Elemente der Zeit des 17. Jahrhunderts mit Mysteryelementen kombiniert. Wer ist diese Miniaturistin? Und gleichzeitig ist es auch ein kleiner Krimi/Thriller. Was hat es mit Johannes Brandt auf sich und was verschweigt Marin? In diesem Buch gab es im zweiten Teil so viele Offenbarungen und Wendungen, dass ich sie nicht vorhersehen konnte und einfach nur noch wissen wollte, wie es ausgeht. Ab da war es ein Pageturner. Auf der anderen Seite erzählt die Geschichte die Entwicklung einer jungen naiven Frau zur gestandenen Ehefrau, die sich in der Welt auch allein zurecht finden wird.

Charaktere: Wir haben es hier mit mehreren Charakteren zu tun. Da ist natürlich zuerst einmal Patronella. Sie startet als naives junges Mädchen, das mit ihrer Heirat ein neues Leben starten will, ein aufregendes und glückliches Leben. Doch wie ernüchtert ist sie, als sie in Amsterdam bei ihrem Mann ankommt. Von da an erfährt sie eine Entwicklung zur gereiften Frau innerhalb von nur drei Monaten. Dies geschieht langsam und fast unmerklich. Immer wieder fällt sie auch in ihr naives Verhalten zurück, gerade wenn sie die Puppenstube als Vorhersager sieht und die Miniaturistin für ihre Zukunft verantwortlich macht. Insgesamt ist Nella aber ein sehr positiver, mutiger und selbstbewusster, aber vor allem auch starker Frauencharakter. Man weiß am Ende des Buches: trotz aller Widrigkeiten wird sie ihren Weg machen.

Zum anderen gibt es dann natürlich ihren Ehemann Johannes Brandt. Der ist so überhaupt nicht fassbar. Distanziert, gleichzeitig herzlich. Irgendwie kalt und dennoch fürsorglich. Er war durch und durch widersprüchlich. Genauso seine Schwester Marin. Oberflächlich streng und gottesfürchtig, aber hinter der Fassade doch auch nur eine leidenschaftliche Frau.

Auch die Nebenfiguren sind alle besonders und vielschichtig, wenngleich wir mitunter etwas wenig über sie erfahren, um richtig mit ihnen mitzufühlen.

Stil/Gliederung: Den Prolog versteht man erst, wenn man das ganze Buch gelesen hat. Etwas schwierig, weil es für mich schon müßig war, durch den Prolog durchzukommen. Keine Namen wurden genannt. Alles war irgendwie seltsam. Wenn man den aber geschafft hat, kann man das restliche Buch genießen. Sprachlich ist es modern und doch nicht modern. Es hätte auch aus einer anderen Zeit stammen können. Dennoch las es sich angenehm. Die Kapitellänge war jedenfalls völlig in Ordnung.

Fazit:

Dies ist eher ein Roman der leisen Töne. Er kommt nur langsam in Gang, ist dann aber vielschichtig und spannend trotz des langsamen Erzähltempos. Für Fans dieses Genres sicher ein lohnenswertes Leseerlebnis.

Handlung: 7/10
Charaktere: 8/10
Schreibstil: 7/10
Spannung: 7/10

Gesamt: 7 von 10 Punkten

Autor:

Jessie Burton

– geb. 1982
– studierte an der Oxford University und an der Central School of Speech and Drama
– arbeitet u als Schauspielerin
– lebt in London
– weitere Werke:
bisher keine

Ich danke Limes ganz herzlich für dieses Rezensionsexemplar.

 limes

2 Gedanken zu „Buch Review Jessie Burtons „Die Magie der kleinen Dinge“ – History meets Mystery

    • Ja es lohnt sich schon. Man muss nur durch den Prolog durchkommen (sind ja nur ein paar Seiten :-), weil man da erst mal nur Bahnhof versteht. Doch dann ist es wirklich spannend, aber eben ruhig… kann da nicht richtig beschreiben.

Hinterlasse einen Kommentar